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Montag 02. Januar 2023
Glacier-Express

Modellbahn-Lexikon: Der Glacier-Express ist ein Schweizer Schnellzug auf Schmalspurgleis und wird auch als "berühmteste Bahn der Welt" und "langsamster Schnellzug der Welt" bezeichnet

Von St. Moritz nach Zermatt, vom Piz Bernina zum Matterhorn: Die landschaftlich eindrucksvolle Strecke des Glacier-Expresses führt über 291 Brücken und durch 91 Tunnel (Foto: Deutsches Museum Verkehrszentrum)

Von St. Moritz nach Zermatt, vom Piz Bernina zum Matterhorn: Die landschaftlich eindrucksvolle Strecke des Glacier-Expresses führt über 291 Brücken und durch 91 Tunnel (Foto: Deutsches Museum Verkehrszentrum)

Wenn wohlhabende Japaner oder Chinesen nach Europa kommen, dann steht eine Fahrt im „Glacier-Express“ ganz oben auf der To-Do-Liste. So ist es auch verständlich, dass sich Touristen nach einem Andenken sehnen, um diesen besonderen Zug auch nach dem Urlaub sehen oder am besten sogar selbst auf der Modellbahn-Anlage fahren zu können. Was den Glacier Express so besonders macht, verdeutlichen die folgenden Vorbildinformationen.

Glacier-Express: Vorbildinformationen

Der Glacier-Express ist ein auf den Tourismus ausgerichtetes Schnellzugangebot auf den Bahnnetzen der Rhätischen Bahn sowie der Matterhorn-Gotthard-Bahn in der Schweiz. Der Zug verbindet seit 1930 den Engadiner Ort St. Moritz über Chur, Disentis/Mustér, Andermatt, Brig und Visp mit Zermatt. Dabei durchquert er die Kantone Graubünden, Uri und Wallis.

Der Schmalspurzug wird oft als der "langsamste Schnellzug der Welt" bezeichnet. In ungefähr acht Stunden fährt der Meterspur-Zug über 291 Brücken, durch 91 Tunnel und über den 2.033 m hohen Oberalppass in der Nähe der Quelle des Rheins. Weiter rheinabwärts wird die Rheinschlucht durchquert. Zwischen Thusis und St. Moritz befährt der Zug, wie auch der Bernina-Express, die Albulabahn (ein UNESCO-Welterbe), die den Albulapass mit einem Scheiteltunnel unterfährt.

Bis 1981 konnte der Glacier-Express nur im Sommer verkehren, erst der Furka-Basistunnel ermöglichte den Winterbetrieb. Ab 1982 erlebte der Express einen massiven Zuwachs an Fahrgästen; es wurden mehr Züge bzw. Kurswagen geführt. 1993 kam erstmals eine vollständig aus Panoramawagen gebildete Komposition zum Einsatz. Dieser Zug führte nur die erste Wagenklasse.

Nach der Beschaffung weiterer Panoramawagen konnten ab 2006 mehrere Zugeinheiten mit Panoramawagen in der ersten und zweiten Klasse angeboten werden. Das Mittagessen wird in den neuen Wagen an den Sitzplatz serviert. In den neueren Wagen werden die Fahrgäste über Kopfhörer in sechs verschiedenen Sprachen (deutsch, englisch, französisch, japanisch, chinesisch und italienisch) über interessante Streckendetails informiert.

Glacier-Express Modellbahn-Infos

Bekannte Modelle des Glacier-Express gab es bislang zwar von Bemo (H0m) und LGB (IIs), doch sind diese zumindest für die üblichen japanischen Wohnverhältnisse einfach zu groß für einen Fahrbetrieb. Aber von dem Urlauberwunsch nach einem kleinen und bezahlbaren Modell erfuhr auch KATO und so entschied man sich, den Glacier-Express in der Nenngröße N (Maßstab 1:160) aufzulegen. Hauptverkaufsgebiet sollte der asiatische Markt sein, doch auch in Europa traf die Ankündigung, den Glacier in N aufzulegen, auf ein so großes Interesse, dass die erste Produktionsserie bereits vor der Auslieferung ausverkauft war.

Das Modell der Glacier-Express-Elektrolok von KATO für die Spur N

Das Modell der Glacier-Express-Elektrolok von KATO für die Spur N

Auf der Spielwarenmesse Nürnberg 2013 stellten KATO und der deutsche Vertrieb NOCH das Modell in neuen Produktionsauflagen auch für den europäischen Markt vor. KATO produziert den Zug in einer dreiteiligen Grundpackung (Art. 74030), bestehend aus Lok und 2 Panoramawagen, für 199,99 € UVP und einem 4-teiligen Ergänzungsset (Art. 74031) für 159,99 € UVP an. Der Grundpackung liegen noch eine Aufgleishilfe sowie drei Kato-N-Gleise bei, so dass der Zug damit bereits als Schaustück in einer Vitrine oder auf einem Regal ausreichend in Szene gesetzt werden kann. 

Die Stromabnehmer sind aus Kunststoff und somit elektrisch funktionslos. Die Pantografen lassen sich zwar ausfahren, sind aber nicht federnd ausgeführt, so dass ein optisch dem Vorbild entsprechender Betrieb mit ausgefahrenen Pantographen nicht möglich ist. Die Bedruckung ist sauber und konturenscharf aufgebracht. Die Beschriftung fein und gut lesbar. Das Modell besitzt eine leichtgängige Kupplung, die aber nicht in einer Kulisse geführt wird.

Angetrieben ist die Lok auf allen vier Achsen, so dass das Lokmodell keine Probleme hat, den Zug aus Grund- und Ergänzungspackung zu ziehen. KATO gibt als maximale Steigung 4% an. Auch wenn wir dies nicht getestet haben, so scheint die Zugkraft der Lok dafür aber mehr als ausreichend zu sein. Angetrieben wird die Lok von einem mittig sitzenden Motor mit Schwungscheibe, der seine Kraft über Kardanwellen und Schnecken auf beide Drehgestelle verteilt. Die Vmax des Modell-Zuges ist deutlich zu hoch. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass es beim Glacier-Express mehr um die Zugkraft als um die Höchstgeschwindigkeit geht. Mit der guten Motorisierung kann jeder Spur-N-Modellbahner seine Lieblingsgeschwindigkeit am Fahrregler individuell einstellen und auf Wunsch aus dem Glacier-Express tatsächlich einen Schnellzug machen.

Die Waggons der Grundpackung, einer der 1. und einer der 2. Klasse, sind ebenso einfach aber fein ausgeführt. Lobenswert sind hier auf jeden Fall die passgenauen, klaren Fensterscheiben der Panoramawagen. Sie erlauben nicht nur einen guten Einblick, sondern auch eine korrekten Durchblick. Die Inneneinrichtungen variieren korrekt in den Farben wie beim Vorbild. Die Dachaufbauten sind angedeutet.

Waggon des Glacier-Express mit den auffallend großen Panorama-Scheiben

Waggon des Glacier-Express mit den auffallend großen Panorama-Scheiben

Was dem Betrachter beim Aufbau des Zuges sofort auffällt, ist der weite Abstand zwischen den Waggons und auch der Lok. Dies ist den japanischen Platzverhältnissen in den Wohnungen geschuldet. Die Wohnungen sind dort recht klein und Platz für eine Modelleisenbahn ist nur wenig vorhanden. Anlagen weisen deshalb, wesentlich öfter als bei uns, extrem enge Radien aus. Diese findet der Modellbahner in Form des N-Gleissystems KATO Unitrack auch im KATO-Gleisprogramm. Damit sich die Züge auf den engen Radien nicht verhaken und dann entgleisen, wählte man bei KATO diesen weiten Abstand.

Große Waggonabstände sind typisch für Produkte für den asiatischen Markt

Große Waggonabstände sind typisch für Produkte für den asiatischen Markt

Tipp: Große Waggonabstände sind typisch für Produkte für den asiatischen Markt, der Grund sind die häufig verwendeten, engen Gleisbögen. Für den europäischen Markt gibt es aber einen separaten Satz aus Kupplungen und Federbälgen mit engerem Abstand. Den Art. 74032 kann man über NOCH für 19,95 € bestellen. 

Der kleine "Modellbahn-Schmalspur-Stilbruch"

Beim KATO-Glacier Express sind Lok und Waggons insgesamt recht einfach, aber sehr ordentlich und stimmig produziert. Dabei ist die Maßstäblichkeit in diesem Fall weniger das Ziel gewesen, denn das Vorbild ist ja eine Schmalspurbahn auf Gleisen mit einer Spurweite von 1.000 Millimetern. Das Modell hingegen fährt auf N-Regelspurgleisen mit einer Spurweite von 9 Millimetern, anstelle von N-Schmalspurgleisen Nm (6,5 mm Spurweite). Diese 6,5-mm-Gleise sind bekannt von Märklin "Mini-Club", Nenngröße Spur Z.

Tipp: Tatsächlich werden in der Praxis die Spur-Z-Normalspurgleise auch für den Nm-Schmalspurbetrieb eingesetzt. Die MOROP-NEM 916F beschreibt hierzu den Bau entsprechender Anlagen-Module.

Um den Schmalspurcharakter auf das Modell zu übertragen, wirkt der KATO Glacier-Express in der Tat größer als N-Regelspurmodelle, was aber nur beim direkten Vergleich und auch nur Modellbahn-Experten auffällt. Das Ziel, eine insgesamt stimmige Umsetzung des Glacier-Express für die 9-mm-Spurweite N hinzubekommen, hat KATO jedenfalls bestens erreicht, Optik und Betriebsverhalten überzeugen.

Der erstmals auf der Spielwarenmesse 2013 in Deutschland vorgestellte Glacier-Express für die Spur N bietet ein in sich stimmiges Bild

Der erstmals auf der Spielwarenmesse 2013 in Deutschland vorgestellte Glacier-Express für die Spur N bietet ein in sich stimmiges Bild

Tipp: Anja Bange Modellbau aus D-58769 Nachrodt bietet einen auf Nm umgespurten KATO Glacier-Express sowie Zubehör (Tauschradsätze, Decails, Dekorationen) für das KATO-Modell unter nachfolgendem Direktlink zur Katalog-PDF an.

Für alle Spur-N-Fans: Zum Hammerpreis gibt es den KATO Glacier-Express als Importware bei amazon an diesem Direklink.

Literaturempfehlungen 

 

(Quellenangabe: Der Abschnitt Vorbildinformationen basiert teilweise auf dem nachstehend verlinkten Artikel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und wurde für diesen Lexikoneintrag stark verkürzt. Im verlinkten Wikipedia-Artikel finden Sie eine aktuelle Liste der Autoren.)

Von: Dieter Holtbrügger / Rudolf Ring
 
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