Top-News
Top-News
Top-Tipps
Top-Tipps
Top-Lexikoneinträge
Top-Lexikoneinträge
Letzte News
Letzte Tipps
Letzte Lexikoneinträge
Letzte Lexikoneinträge
Samstag 30. März 2024
Vorläufer
Die Vorläufer spielen eine wichtige Rolle für das Fahrverhalten klassischer Lokomotiven
Als Vorläufer werden nicht angetriebene Radsätze einer Lokomotive bezeichnet. Der Begriff Laufachse ist in der Fachliteratur ebenfalls gebräuchlich, da man bei Lokomotiven von der Achsfolge und nicht von der Radsatzfolge spricht.
In Bezug auf Lokomotiven bezeichnet der Begriff Vorläufer das vordere Radpaar bzw. die vorderen Radsätze, die dazu dienen, die Spur zu halten und die Richtung der Lokomotive zu stabilisieren. Laufachsen übernehmen also die Führung des Fahrzeugs im Gleis, was beispielsweise auf Weichen wichtig für die Funktion der Radlenker in de Weiche ist. Zudem tragen Vorläufer einen Teil der Masse des Fahrzeuges, damit die zulässige Achslast nicht überschritten wird.
Laufradsätze vor den angetriebenen Kuppelachsen (deshalb auch „Vorläufer“ genannt) verringern zudem die vorderen überhängenden Massen, insbesondere in Form der Zylinder mit der inneren Steuerung der Dampfmaschine und der Rauchkammer.
Es gab allerdings nicht nur bei Dampfloks Vorläuferachsen, auch alte E-Loks wie z.B. E52 und E77 nutzen die Vorteile der Vorläufer mit diesen Hauptfunktionen:
- Spurführung und Stabilität: Der Vorläufer hilft dabei, die Lokomotive auf den Gleisen zu stabilisieren und die Spur zu halten. Durch das Vorläufer-Radpaar wird verhindert, dass die Lokomotive von den Gleisen abweicht und hilft dabei, Unebenheiten und Kurven in den Gleisen zu überwinden.
- Vorwarnung vor Hindernissen: Da der Vorläufer vor dem Hauptantriebssystem der Lokomotive positioniert ist, kann er Hindernisse auf den Gleisen erkennen und der Lokomotivführer kann entsprechend reagieren, um Kollisionen zu vermeiden.
- Verteilung des Gewichts: Der Vorläufer trägt dazu bei, das Gewicht der Lokomotive gleichmäßig auf die Gleise zu verteilen. Dies ist wichtig, um eine gleichmäßige Traktion und Stabilität während der Fahrt zu gewährleisten.
- Reduzierung von Schäden an den Gleisen: Durch das Vorläufer-Radpaar werden die Gleise weniger stark beansprucht, da sie Unebenheiten und Stöße absorbieren können, bevor der Hauptantrieb der Lokomotive darüber rollt.
- Konstruktionsvorteile: Die Konstruktion von schnellfahrenden Lokomotiven mit einem großen Treib- und Kuppelraddurchmesser wird durch Vorläuferräder erleichtert. Bei Tenderlokomotiven dienen hintere Laufachsen zusätzlich zur Führung bei der Fahrt mit dem Tender voraus und tragen die Massen der Vorräte.
- Nachläufer: Bei Schlepptenderlokomotiven unterstützen Nachläufer oder Schleppachsen den Stehkessel, damit dieser unbehindert durch die gekuppelten Radsätze dahinter und breit über dem Rahmen angeordnet werden kann.
Die Anzahl der Vorläuferachsen
Ein Vorläufer bei einer Dampflok kann eine oder mehrere Achsen haben, je nach dem spezifischen Design der Lokomotive. Die Anzahl der Achsen des Vorläufers hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der technischen Anforderungen, des Fahrzeugdesigns und der betrieblichen Bedingungen, unter denen die Lokomotive eingesetzt wird.
Die meisten Dampflokomotiven, insbesondere „modernere“, haben nur eine einzelne Achse als Vorläufer, während viele, insbesondere historische Bauarten, durchaus auch über ein Vorlaufgestell mit zwei Achsen verfügen. Ein Vorlaufgestell mit mehr als einer Achse kann die Stabilität verbessern und eine bessere Spurführung bieten, insbesondere bei schwereren und leistungsfähigeren Lokomotiven oder bei solchen, die auf unebenen Strecken eingesetzt werden.
Dampfloks mit dreiachsigem Vorläufer?
Dampflokomotiven mit einem Vorläufer mit drei Achsen sind selten, aber sie haben existiert. Zu nennen sind in dem Zusammenhang die Lokomotive der Klasse S1 der Pennsylvania Railroad, die mit Abstand größte und leistungsfähigste Schnellzug-Dampflokomotive der Welt und die einzige mit der Achsfolge 3’BB3’, bei der jeweils zwei Koppelachsen verbunden waren.
Bis Ende 1945 wurde die Lok im schweren Schnell- und Postzugdienst eingesetzt und 1949 verschrottet. Verwandt mit der S1, jedoch keine Duplex-Lokomotive, war die Klasse S2, eine Dampfturbinen-Lokomotive mit der Achsfolge 3’D3’. Sie war etwas kürzer als die S1, hatte jedoch die gleichen Laufdrehgestelle, also auch drei Vorläufer.
Moderne Lokomotiv-Konstruktionen nutzen keine Vorläufer mehr, da deren Funktion durch die zwei- oder dreiachsigen Drehgestelle unnötig geworden ist und die Koppelachsen nicht in einem starren Rahmen untergebracht sind.
Vorläufer bei Dampflok-Modellen der Modelleisenbahn
Bei Dampflok-Modellen sind die Vorläufer generell ein heikles Bauteil und neigen eher zu Entgleisungen, als dies bei den Koppelachsen der Fall ist. Als Maßnahmen gegen das "Rausspringen" hilft es beispielsweise, leichte Kunststoff-Radsätze gegen passende aus Metall zu tauschen. Je nach verwendetem Gleissystem kann es auch sinnvoll und ein gangbarer Weg sein, nur die Räder zu tauschen, um die optimal passende Rad/Schienengeometrie einzusetzen.
Fazit: Insgesamt spielt der Vorläufer eine wichtige Rolle für die sichere und effiziente Funktion einer Dampflok und eines Dampflok-Modells, indem er die Spurführung, Stabilität und Warnung vor Hindernissen unterstützt und dazu beiträgt, das Gewicht gleichmäßig auf die Gleise zu verteilen.
Infos zur Ruhrtalbahn bei Amazon
Von: Rudolf Ring, Redaktion