Mittwoch 27. Februar 2019
Gleisdreieck

Modellbahn-Lexikon: Gleisdreieck

Prinzip eines eingleisigen Eisenbahn-Gleisdreieck

Ein Gleisdreieck (auch: Bogendreieck, Gleisverschlingung, Gleiswender, Wendestern, Streckenknoten; engl. railway trianglerail, triangular junctionrail) ist eine Gleisanlage in der Form eines Dreiecks. Mit einem Gleisdreieck werden drei Berührungspunkte der Gleise hergestellt, sodass drei Weichen für den Bau eines Gleisdreiecks notwendig sind. Prinzipiell kann ein Gleisdreieck durch eine ein- oder mehrgleisige Strecke gebildet werden, die meisten Gleisdreiecke sind allerdings eingleisig, denn schließlich ist ihr vorrangiges Ziel der geringe Aufwand. Gleisdreiecke bieten sich im Gleisplan als Lösung für folgende Situationen des Fahrbetriebs an: 

  • Die Form des Gleisdreiecks ist beim Gleisbaus insbesondere im Bereich von Bahnhöfen als preiswerter Ersatz für eine Drehscheibe anzutreffen. Das Gleisdreieck ermöglicht durch das Befahren somit ein einfaches Wenden des Fahrzeugs oder - je nach Größe - auch eines ganzen Zugs.
  • Während also auf einer Drehscheibe nur wenig Platz ist, der in aller Regel gerade für eine Lokomotive ausreicht, kann mit einem Gleisdreieck eine ganze Zuggarnitur gewendet werden. Eine Drehscheibe hat aber den Vorteil, auf minimalem Platz gleich eine ganze Reihe von Anschlussgleisen zu bedienen, wie es z.B. bei Lokschuppen ausgenutzt wird.
  • Gleisdreiecke sind bei der Vorbildbahn insbesondere zum Einsatz gekommen, wenn es rund um einen Sackbahnhof nötig würde, einen kompletten Zug "umzudrehen". Das jedoch ist in Zeiten der Wendezuggarnituren wesentlich seltener notwendig oder sinnvoll, als dies zu Zeiten der Dampflokomotiven der Fall war. Denn Dampflokomotiven durften mit "Schlepptender voraus" nur maximal 50 km schnell fahren, sodass ein Umdrehen der Lokomotive oder des Zugs unumgänglich war. Tendenziell passen Gleisdreiecke daher eher zur Darstellung von Epochen, die noch Dampflokomotiven im Planbetrieb gekannt haben. 

 

 

Gleisdreieck aus Märklin M-Gleis mit Doppelkreuzungsweiche

Gleisdreieck aus Märklin M-Gleis mit Doppelkreuzungsweiche und einem einfachen Weichenpaar Abzweig links und Abzweig rechts: Der angelegte Zollstock beweist, dass auf nur rund 80 cm ein Gleisdreieck sogar in der Nenngröße H0 gebaut werden kann und somit viel Fahrbetrieb mit wenig Platzbedarf ermöglicht (Foto: Wolfgang Gossens, EFMH.de).

 

Gleisdreiecke bei Mittelleiter- und Zweileiter-Modelleisenbahnen

Bei der elektrisch angetriebenen Modelleisenbahn ist die Gleisfigur des Gleisdreiecks für die Modellbahner mit einem MIttelleiter-System (heute praktisch synonym mit "Märklin-System") unkritisch und ohne zusätzlichen Schaltungsaufwand zu realisieren. Der Grund hierfür ist, dass beim MIttelleiter-System beide Schienen dasselbe elektrische Signal bzw. Potential haben (Minus).

Im Modellbahn-Betrieb im Zweischienen-Zweileiter-System (2L / 2Ltr) kann hingegen ein Gleisdreieck, wie auch bei den Wendeschleifen, nur mit zusätzlicher Schaltungstechnik realisiert werden. Andernfalls verursachen die beiden Außenleiter, also die beiden Schienen, an den Weichen einen Kurzschluss, da sie dort über kreuz zusammengeführt werden.

Bei analoger Steuerung wird dieses Problem am einfachsten gelöst, indem ein Gleisabschnitt elektrisch von den anderen Gleisen getrennt, und über einen Polwendeschalter mit Strom versorgt wird. Polwendeschalter bedingen einen kurzen Halt des Zuges. Der getrennte Gleisabschnitt kann auch über Dioden mit Strom versorgt werden. Ein Halt kann vermieden werden, wenn die Dioden als Gleichrichter (in Graetz-Schaltung) geschaltet werden und beim Durchfahren des Gleisabschnittes am Transformator die Fahrtrichtung gewechselt wird.

Wenn das Wechseln der Fahrtrichtung am Transformator vergessen wird, kommt es zu einem Kurzschluss. Komplexere Lösungen verwenden Relais oder elektronische Schaltungen. Bei digitaler Steuerung bieten die Hersteller spezielle Kehrschleifenmodule an. Solch ein Kehrschleifenmodul versorgt einen elektrisch von den anderen Gleiselementen getrennten Abschnitt.

Die benötigten Gleiselemente für ein Gleisdreieck im Gleisplan

Ein Gleisdreieck im Modellbahn-Gleisplan zu planen und dann zu realisieren ist nicht so trivial, wie es auf den ersten Blick erscheint. Denn prinzipiell werden folgende drei Gleiselemente benötigt: 

  1. 1 x Weiche mit Abzweig rechts
  2. 1 x Weiche mit Abzweig links
  3. 1 x Y-Weiche (im Bild eine Y-Weiche des PIKO A-Gleis für die Spur H0). Bei Verwendung von 3 Y-Weichen beträgt der Kreisbogen von Weichenspitze zu Weichenspitze für alle Seiten 60 Grad. 

Y-Weiche PIKO A-Gleis

 

Anzumerken ist hierzu speziell für die Vorbild-orientierten Modelleisenbahner, dass "Y-Weiche" ein Begriff der Modellbahner-Fachsprache ist und keine begriffliche Entsprechung in der Fachterminologie der Vorbildeisenbahn hat.

Fakt ist zudem, dass nur wenige Hersteller von Modellbahn-Gleisen eine Y-Weiche in ihrem System anbieten. Als Ausweg kann eine Doppelweiche eingesetzt werden, auch das Nachbauen einer Doppelweiche aus einer Weiche mit Abzweig links und einer mit Abzweig rechts hintereinander kann als Lösung eingesetzt werden.

Als weitere Lösungen können auch eine Dreiwegweiche oder sogar eine Doppelkreuzungsweiche (DKW) verwendet werden, um daraus die Abzweige für ein Gleisdreieck zu bilden. Allerdings gibt es auch eine Dreiwegweiche und eine DKW keineswegs in allen vorgefertigten Gleissystemen, sodass auch hierbei wieder die sprichwörtliche Kreativität der Modelleisenbahner gefordert ist.

 

Weiterführende Informationen

Modellbahn - Strecken, Gleise, Weichen

Erste Hilfe Modellbahn: Signale, Leitungen, Gleise und Weichen

Märklin 24630 - Dreiwegweiche

Weichen und Kreuzungen auf Modellbahnanlagen 

Fleischmann Dreiwegweiche Handbetrieb

Gleise und Weichen 1 - Vorbilder, Systeme und Produkte, Gleisverlegung und Weicheneinbau - MIBA Modellbahn Praxis 

(Quellenangabe: Der Abschnitt "Gleisdreiecke bei ... Modellbahnen) basiert teilweise auf dem nachstehend verlinkten Artikel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Im verlinkten Wikipedia-Artikel finden Sie eine aktuelle Liste der Autoren.)

Von: Rudolf Ring / Wolfgang Gossens (EFMH.de)
 
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